Satansröhrling, Satanspilz, Teufelspilz
Boletus satanas Lenz 1831

„Es war eine bange, grausenvolle Nacht.“  So resümiert Dr. Harald Othmar Lenz die Schilderung einer Vergiftung mit einem bis 1830 noch unbekannten Pilz. Er gibt ihm in seinem 1831 erschienen Buch „Die nützlichen und schädlichen Schwämme, nebst einem Anhange über die isländische Flechte“ den Namen Satanspilz. Die Rache des Wissenschaftlers, die Erinnerung an einen Totenschädel, die der kahle weiße Hut erweckt, oder der Aasgeruch, den alte Fruchtkörper verströmen – aus dem Buch von Lenz geht nicht hervor, was ihn zu dieser Namensgebung bewogen hatte.

Wir wissen heute, daß der Satansröhrling – übrigens ein Verwandter des Steinpilzes – so giftig gar nicht ist. Er verursacht gastrointestinale Störungen, die sich in Unwohlsein, Erbrechen und Durchfall äußern, eine sehr unangenehme, aber nicht lebensgefährliche Intoxikation.
Die Fundorte liegen auf kalkhaltigen Böden, vorwiegend in Buchenwäldern, aber auch in Eichen-Hainbuchenwäldern. Obwohl der Satanspilz nicht gesammelt wird, wird er in der Roten Liste der gefährdeten Großpilze von Deutschland als „stark gefährdet“ geführt, in einzelnen Bundesländern sogar als „vom Aussterben bedroht“. Seine Seltenheit ist sicher zurückzuführen auf die Bindung an wärmebegünstigte Laubwälder auf Kalkböden, zum Beispiel Orchideenbuchenwälder, die leider allzuoft in den vergangenen Jahrzehnten nach einem Kahlhieb durch artenarme Nadelholzforste ersetzt wurden.
Verwechselt wird der Satanspilz oft mit den eßbaren Hexen-Röhrlingen, die eine braune Hutoberfläche haben, oder mit dem ungenießbaren Schönfuß-Röhrling, der anders als die vorgenannten Artengruppe keine roten, sondern gelbe Röhrenmündungen besitzt. Unsere Pilzsachverständigen stellten bei „Satanspilz-Meldungen“ oft Schönfuß- oder Hexen-Röhrlinge fest.

Großer, bis zu 25 cm messender weiß-grauer Hut, Röhrenmündungen rot, dickbauchiger farbenprächtiger gelb-roter Stiel mit roter Netzzeichnung. Fleisch schwach blauend.
Der Satanspilz wurde von der DGfM als Pilz des Jahres 1999 ausgewählt, um auch auf die Gefährdung von Arten hinzuweisen, die nicht geschützt sind und nicht gesammelt werden. Der Rückgang von Pilzarten ist nicht auf das Sammeln zurückzuführen, sondern auf Veränderungen der Lebensräume.

Bilder

Die hellgraue Hutfarbe des Satanspilzes kontrastiert mit den roten Stielfarben.

Die hellgraue Hutfarbe des Satanspilzes kontrastiert mit den roten Stielfarben. | Bild: „Archenzo“, CC-BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

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