Amanita proxima ähnelt dem Echten Eierwulstling (A. ovoidea), der im Mittelmeergebiet ein begehrter Speisepilz ist. Inzwischen sind ca. 60 Vergiftungsfälle bekannt geworden, die vermutlich durch den Ockerscheidigen Eierwulstling ausgelöst wurden. Alle Vergiftungen traten in Frankreich auf.

Nach durchschnittlich 13 Stunden tritt ein Gastrointestinales Syndrom auf (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall). Zwei Tage nach der Mahlzeit tritt schweres Nierenversagen auf, das in 11 Fällen eine passagere Hämodialyse notwendig machte. Zudem treten oft leichte Leberschäden auf. Hämolyse hingegen wurde nicht beobachtet. Die Vergiftungen in Frankreich gingen insgesamt glimpflich aus, nach einigen Wochen waren die Patienten wiederhergestellt.

Sehr ähnlich sind Vergiftungsfälle aus Nordamerika. Hier scheint A. smithsonia verantwortlich zu sein, die dem essbaren Ritterling Tricholoma magnivelare ähnelt. Hier trat das gastrointestinale Syndrom nach ½–13 Stunden auf. Nierenversagen trat nach 2–5 Tagen ein, passagere Hämodialyse war auch hier erforderlich. Alle Fälle wurden völlig wiederhergestellt.

Auch in Deutschland sind Nierenversagen bei Amanita-Intoxikationen bekannt geworden. So berichtet die Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar der Technischen Universität München (Giftnotruf München) über Nierenversagen bei Vergiftungen mit A. phalloides, dem Grünen Knollenblätterpilz. (Dr. med. Pfab, Vortrag beim Verein für Pilzkunde München). Nierenversagen sind oft eine sekundäre Begleiterscheinung der Leberschädigung bei Knollenblätterpilzvergiftungen, verlaufen aber gewöhnlich unproblematisch. Es scheint jedoch gelegentlich eine davon unabhängige Nierenschädigung aufzutreten, die einem eventuell bei mehr Amanita-Arten vorhandenen Nierentoxin zuzuschreiben ist. Möglicherweise schwankt die Konzentration und tritt daher bei A. phalloides nur sporadisch auf, während dies bei A. proxima viel häufiger der Fall ist.

Prof. Dr. Siemar Berndt, DGfM-Toxikologe

Ockerscheidiger Eierwulstling (Amanita proxima) | Foto: Davide Puddu, MushroomObserver.org, CC-BY-SA-3.0

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