Der Oscar-Brefeld-Preis 2010 ging an Dr. Tina Hofmann für ihre Arbeiten über thyriothecioide Ascomyceten.

 

Laudatio von Prof. Dr. Meike Piebenbring

Tina Antje Hofmann wird 1981 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren und verbringt ihre Kinder- und Jugendjahre am Rande des Erzgebirges in einem kleinen Dorf namens Burkhardtsdorf. Sie wächst in einer sehr naturverbundenen Familie auf, in der das Sammeln von Speisepilzen im Spätsommer und Herbst zur Familientradition gehört. Schon als kleines Kind macht Ihr das Pilzesammeln besonders viel Freude.

In der Schule zeigt sie großes Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern, doch der Wunsch mehr über die Pilze zu erfahren, wird am Gymnasium nicht erfüllt. Daher bewirbt sie sich für das Studium der Biologie und erhält 2000 einen Studienplatz für das Fach Diplombiologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Neben Genetik und Zellbiologie interessiert sie sich vor allem für das mykologische Großpraktikum im Fach Spezielle Botanik das von Prof. Dr. Meike Piepenbring und Dr. Roland Kirschner unterrichtet wird. Eine Krankheit an Rhododendron, auf die die Gärtner im Botanischen Garten aufmerksam machen, wird wegweisend für das Thema ihrer Diplomarbeit, in deren Rahmen sie thyriothecioide Ascomyceten, auch "Fliegen-Dreck-Pilze" genannt, analysiert.

Während einer Botanikexkursion 2004, reist sie erstmalig nach Panama und sammelt dort Pilze für ihre Diplomarbeit. Sie stellt fest, dass mit Blättern asoziierte thyriothecioide Ascomyceten sehr häufig und überraschend divers sind in den Tropen. Die Pilzgruppe erweist sich als außergewöhnlich spannend für die Wissenschaft, da nur wenige Mykologen punktuell in wenigen tropischen Ländern (nicht in Panama) mit diesen Pilzen gearbeitet haben und, da viele wichtige Publikationen älter als hundert Jahre sind, zur Zeit kaum Experten für die Gruppe existieren. Daher wird das Thema von T. Hofmann im Rahmen ihrer Doktorarbeit ab 2005 fortgeführt. Sie reist während ihres Promotionsstudiums mehrfach zum Sammeln nach Panama und wird mit Kultur und Sprache des Landes vertraut.

Als fortgeschrittene Pilzfachfrau ist T. Hofmann auch in Frankfurt aktiv, insbesondere für die Vermittlung von Wissen zu Pilzen im Botanischen Garten der Universität und auf Ausstellungen im Palmengarten. Im Jahr 2009 legt Frau Hofmann ihre hervorragende Doktorarbeit vor, in der zahlreiche bisher unbekannte Aspekte zur Morphologie, Ökologie und Evolution ausgewählter Familien pflanzenparasitischer thyriothecioider Ascomyceten aufgezeigt werden. In der Arbeit werden 13 neue Pilzarten, zahlreiche neue Wirtspflanzen und Neunachweise für Panama vorgestellt, wobei viele Pilzarten mit exzellenten Illustrationen teilweise erstmalig dokumentiert werden. Die Ergebnisse werden in mehreren Publikationen zusammengefasst und in anerkannten internationalen mykologischen Zeitschriften publiziert, so dass Frau Hofmann schon jetzt als internationale Fachfrau für thyriothecioide Ascomyceten anerkannt wird.

Seit Januar 2010 arbeitet Frau Hofmann im Rahmen einer Universitätspartnerschaft zwischen der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universidad Autónoma de Chiriquí (UNACHI) als Gastdozentin in Panama und erforscht im Rahmen eines Inventarisierungsprojekts eine große Vielfalt tropischer Pilze für die Universität Frankfurt am Main.
 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2011/1

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