Der Oscar-Brefeld-Preis 2016 wurde während der Wolfgang-Beyer-Gedächtnistagung in Bernried an Dr. Eric Kuhnert für seine Arbeiten an der Systematik und den Metaboliten der Xylariaceen verliehen.

 

Laudatio von Prof. Dr. Marc Stadler

Ich kenne Eric Kuhnert seit meiner Lehrtätigkeit an der Universität Bayreuth, wo er an dem von Gerhard Rambold und mir gemeinsam veranstalteten Mykologiepraktikum teilnahm. Er zeigte sehr großes Interesse an der Thematik. Da er sich besonders für die pilzlichen Sekundärstoffe interessierte, habe ich es ihm ermöglicht, im Labor unserer Firma InterMed Discovery in Dortmund ein mehrwöchiges Praktikum zu absolvieren, wo er mit den gängigen analytischen und präparativen Methoden der Naturstoffchemie vertraut gemacht wurde.

Er entschied sich schließlich dafür, eine Masterarbeit über ein mykologisches Themengebiet unter unserer Betreuung anzufertigen und lernte unter der Betreuung von Derek Persoh in Bayreuth auch einige wichtige Grundlagen der Molekularphylogenie. Nach Abschluss seiner Masterarbeit wechselte er im April 2014 ans Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, wo ich gerade meine Arbeitsgruppe gegründet hatte und wurde mein erster Doktorand. Er kam in ein fast leeres Labor, musste seinerzeit die „mykochemische“ Arbeitsgruppe mit aufbauen helfen und ist dadurch mit den neu angeschafften Geräten besonders gut vertraut. Er hat sowohl das molekularphylogenetische Labor als auch das naturstoffchemische Labor mit aufgebaut und kooperierte von Anfang an erfolgreich mit den Biotechnologen unserer Abteilung, und insbesondere mit Frank Surup, unserem Nachwuchswissenschaftler, der die Strukturaufklärung der von Herrn Kuhnert gefundenen Sekundärstoffe übernommen hat.

Die Dissertation von Herrn Kuhnert bewegte sich im Spannungsfeld zwischen Biodiversitäts- und Wirkstoff-Forschung. Er hat nicht nur wertvolle Beiträge zur Aufklärung von Korrelationen zwischen der Phylogenie und der Sekundärstoffproduktion in einer wichtigen Familie von Sekundärstoff produzierenden Ascomyceten (Xylariaceae, Gattung Hypoxylon) geleistet, sondern auch mehrere Dutzend neue Naturstoffe isoliert und biologisch charakterisiert. Einige der Veröffentlichungen beruhten auf von ihm selbst gesammeltem und ggf. fermentierten Material, aus dem er entweder die Wirkstoffe oder die korrespondierenden wirkstoffproduzierenden Myzelkulturen gewonnen und charakterisiert hat. Er hat über die Teilnahme an mehreren Exkursionen im In- und Ausland (auch im Rahmen von zwei DAADPPP Kooperationen mit Partnern in Thailand und Argentinien) viele weltweit anerkannte Experten persönlich kennen gelernt und dabei einschlägige Erfahrungen mit der Freilandarbeit gewonnen. Er kennt sich sowohl mit klassischen mikroskopischen Methoden als auch mit der Molekularphylogenie aus. Daneben beherrscht er viele Verfahren der analytischen und präparativen Naturstoffchemie und verschiedene Methoden der Biotechnologie.

Herr Kuhnert war während seiner dreijährigen Promotionszeit an unserem Institut äußerst produktiv und hatte zum Zeitpunkt seiner Promotionsprüfung bereits zwölf akzeptierte Veröffentlichungen vorzuweisen, fünf davon als Erstautor. Aktuell ist die Anzahl seiner Publikationen bereits auf 18 gestiegen. Bislang stehen als Highlights zwei Veröffentlichungen in Fungal Diversity zu Buche, bei denen er Erstautor ist. Eine dritte, umfangreiche Arbeit über die Gattung Annulohypoxylon ist gerade in Revision und wird demnächst ebenfalls in dieser Zeitschrift erscheinen. Andere Publikationen wurden von Zeitschriften wie Mycological Progress, Fungal Biology, Journal of Natural Products und Phytochemistry angenommen. Auf Grund dieser Leistungen im Rahmen eines internationalen, interdisziplinären Umfelds gehört Eric Kuhnert sicherlich zu den erfolgreichsten jungen Mykologen der letzten Jahre, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Herr Kuhnert hat im Juli 2015 seine Promotion an der TU Braunschweig mit Auszeichnung („summa cum laude“) abgeschlossen und arbeitete bis zum 1.6.2016 als Postdoc weiter in unserer Abteilung am HZI. Seitdem ist er über ein DAAD-Auslandstipendium in Houston (Texas, USA) bei meinem Kollegen Prof. Gerald F. Bills, wo er seine Fachkenntnisse auf das Studium der Biosynthese pilzlicher Sekundärstoffe erweitern und im Zuge dieses Aufenthalts die einschlägigen Methoden (Bioinformatik, Molekularbiologie) erlernen möchte.

Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft.

 

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2017/1

Foto: Georg Schabel

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Dr. Eric Kuhnert, der Preisträger 2016 des Oscar-Brefeld-Preises

Dr. Eric Kuhnert, der Preisträger 2016 des Oscar-Brefeld-Preises

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