Schleiereule, Eulenauge, Blaugestiefelter Schleimkopf
Cortinarius praestans (Cord.) Gill. 1874

Die Schleiereule ist eine leicht kenntliche Art aus der in Mitteleuropa mit weit über 700 Arten vertretenen Gattung der Schleierlinge. Sie ist in weiten Gebieten Deutschlands recht selten und fehlt in Norddeutschland völlig. Mit über 20 cm Hutbreite ist die Schleiereule nicht nur die größte Art der Gattung; sie ist auch sehr wohlschmeckend und in der Schweiz und in Frankreich ein beliebter Marktpilz. Schwermetallbelastung der Fruchtkörper und die Möglichkeit der Verwechslung mit anderen hochgiftigen Schleierlingsarten lassen die Schleiereule jedoch in einem zweifelhaften Licht erscheinen. Vom Sammeln zu Speisezwecken ist deshalb dringend abzuraten.

Wie bei allen Schleierlingen spannt sich bei jungen Schleiereulen ein zarter, spinnwebenartigen Schleier (Cortina) vom Hutrand zum Stiel und verdeckt den Blick auf die anfangs grauen bis bläulichen, dann ton- bis rostbraun verfärbenden Lamellen. Der derbe, am Grund kaum knollige Stiel und der junge Hut sind mit einer bläulichweißen, seidig glänzenden Hülle überzogen, die beim Aufschirmen des Hutes zerreißt und den Blick auf die anfangs umbra-schokoladenbraune bis violettliche, schmierige Huthaut freigibt. Dieses an das Auge einer Eule erinnernde Aussehen hat dem Pilz den Namen Schleiereule oder auch Eulenauge eingetragen. Ausgewachsene Schleiereulen haben einen hasel- bis rostbraunen, flachen Hut und zeigen am Rand eine kräftige, kammartige Riefung.

In Deutschland gilt die wärmeliebende und in naturnahen, oft feuchten und krautreichen Laubwäldern auf kalkhaltigen Böden wachsende Art als selten und sollte deshalb geschont werden, obwohl sie gelegentlich in Mengen auftritt und sogar Hexenringe bilden kann.

Die Bedrohung der Schleiereule wie auch vieler anderer seltener Schleierlingsarten, die wegen ihrer Seltenheit und Schönheit auch die Orchideen unter den Pilzen genannt werden, geht aber nicht auf übermäßiges Sammeln zurück. Durch den in jüngster Zeit stark zunehmenden Einsatz schwerer Maschinen bei der Holzernte werden die empfindlichen Waldböden nachhaltig gestört. Mit dem Wandel von einer traditionellen zur industrialisierten, stark gewinnorientierten Forstwirtschaft werden naturnahe Bestände beeinträchtigt. Damit haben diese seltenen, in einer engen Lebensgemeinschaft mit ihrem Baumpartner lebenden Pilze langfristig keine Überlebenschancen mehr.

So gilt auch für die Schleiereule, stellvertretend für zahlreiche weitere Pilzarten mit ähnlichen Lebensansprüchen, der heute im Naturschutz unbestrittene Grundsatz, dass eine Art auf Dauer nur erhalten werden kann, wenn auch ihr Lebensraum geschützt und vor nachteiligen Veränderungen bewahrt wird.

Der Bestand der Schleiereule wird durch den Rückgang naturnaher Wälder bedroht. | Foto: Edmund Garnweidner

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Bild zum Pilz des Jahres 2010

Bild zum Pilz des Jahres 2010 | Bild: Peter Karasch

Bild zum Pilz des Jahres 2010

Bild zum Pilz des Jahres 2010 | Bild: Peter Karasch

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