Die Natur ist bunt, es gibt unendlich viele Farbtöne und alles passt harmonisch zusammen. Das gilt auch für das Reich der Pilze. Erstaunlich nur, dass die aus Pilzen gewonnenen Farbstoffe manchmal anders aussehen, als es die Färbung der Fruchtkörper vermuten lässt.

  

Faszination Pilzfarben

Am einfachsten ist es, mit dem Milchsaft mancher Pilze direkt zu malen oder zu schreiben.
 

Auspressen des Stiels eines Orangefarbenen Helmlings und Zeichnen einer farbigen Linie auf dem Medium

Mit dem Saft im Stiel Orangefarbener Helmlinge kann man malen oder schreiben. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Alternativ kannst Du die Farbstoffe auch aus den Pilzen extrahieren und weiterverarbeiten. Sie können dann zum Schreiben verwendet und aquarellierend vermalt werden. Mit Zucker, Honig oder Gummiarabikum – das Harz von Bäumen wie Kirsche, Mandel oder Pflaume – versetzt werden sie dickflüssiger.

Sie können auch mit Tapetenkleister vermengt als Fingerfarbe verwendet, mit Gips zu Straßenkreide oder mit Mehl zu Schminkfarbe verarbeitet werden. Einige Naturfarben eignen sich zum Herstellen von Pigmenten. Dabei werden die Farbstoffe an eine Trägersubstanz gebunden, d. h. die wasserlösliche Farbe an wasserunlösliche Stoffe.
 

 Kreativtipp:  Für zünftiges Malen bastle dir Naturpinsel aus Federn, Halme oder aufgeschnittenen Hölzern. Durch ihren individuellen Charakter kannst du einzigartige Effekte auf den Untergrund zaubern.

 

Pilzfarben lassen sich wunderbar mit Naturpinseln malen. | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Mit Pilzfarben kannst du tolle Bilder malen. Kennst Du Liza Johansson? Die schwedische Künstlerin arbeitet ebenfalls mit Naturfarben. Sie verwendet viele aus Pilzen gewonnene Farbstoffe zum Kolorieren ihrer Aquarelle und Collagen aus Textilien sowie Pilzpapieren. Nachstehend eines ihrer Aquarelle, das einen mit Pilzfarben gemalten Schleierling zeigt.
 

Schleierling, gemalt von Liza Johansson mit Pilzfarben | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Farbkleckse von Blutblättrigen Hautköpfen, Zimtfarbenen Weichporlingen und Kiefern-Braunporlingen | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Schreiben mit Tintlingstinte

Die meisten Tintlinge zerfließen mit dem Heranreifen der Sporen zu einer lichtechten Tinte, mit der Du schreiben kannst.
 

Du brauchst: einen Tintling oder mehrere Exemplare.
 

So wird´s gemacht:

  1. Stelle den Pilz bzw. die Pilze in ein Glas und warte, bis er/sie zu Tinte zerfließt bzw. zerfließen.
  2. Stören dich die Rückstände, filtere sie einfach mit einem Sieb heraus.
  3. Nun wird geschrieben – am besten stilecht mit einer angespitzten Vogelfeder!
  4. Mit Gummiarabikum wird die Tinte dickflüssiger. Die Substanz kannst Du über Künstlerbedarfsgeschäfte beziehen.
    Alternativ kannst Du auch frisches Baumharz eines Obstbaums sammeln und es mit Wasser oder Tintlingstinte anrühren.
  5. Mit ein paar Tropfen Nelkenöl machst du die Tinte haltbar. Das bekommst du in der Apotheke.
     

 Kreativtipp:  Die Tinte vor dem Verwenden schütteln, da sich die pigmentierten Sporen unten absetzen.
 

Die Tinte eines Schopf-Tintlings wird in einem Glas aufgefangen und mit einer angespitzten Feder geschrieben. | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Figuren aus Tintlingstinte

Eine kreative Idee von PilzCoach Brigitte Baumgart
 

Diese Figuren entstehen ganz einfach: Lege den halbierten Hut eines Tintlings auf ein Papier und lasse ihn so lange liegen, bis die Sporenmasse auf dem Papier ein Muster hinterlassen hat. Dieser Abdruck wird anschließend mit Tinte oder Stiften zu Figuren vermalt.
 

Auf das Papier wurden die Hüte von Falten-Tintlingen gelegt. | Foto: Dr. Rita Lüder
 

Schopf-Tintlings-Figuren von Brigitte Baumgart | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Bunte Straßenkreide

Straßenkreide lässt sich wunderbar einfach aus Gips herstellen. Die Farbtöne können mit Pilzfarben angerührt werden. Dafür werden zuerst die Farben aus den Pilzen gewonnen, indem die Fruchtkörper in Wasser ausgekocht werden. Dieser Sud wird dann mit dem Gips angerührt und in eine passende Form gefüllt.
 

Du brauchst: Eierpappe, Gips, Pilzfarben
 

So wird´s gemacht:

  1. Pilze in wenig Wasser kochen oder Tintlinge zerfließen lassen.
  2. Flüssigkeit abseihen.
  3. Flüssigkeit mit Gips anrühren.
  4. Gips in umgedrehte Eierpappen füllen.
  5. Aushärten lassen – fertig!
     

Mit Pilzfarben gefärbte Gipsmasse im Eierkarton beim Aushärten | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Straßenkreiden aus Zimtfarbenen Weichporlingen, Kiefern-Braunporlingen, Blutblättrigen Hautköpfen und Schopf-Tintlingen (von links). | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Pilze abmalen

Beim Abmalen von Pilzen ist es eine große Hilfe, wenn du den Umriss erst einmal gezogen hast.
 

Du brauchst: Papier (Zeichenblock oder Aquarellpapier), Buntstifte oder Aquarellfarben (Wasservermalbare Aquarellstifte sind sehr gut geeignet.), Pilze (dickfleischigen Exemplare sind besser geeignet.)
 

So wird´s gemacht:

  1. Schneidest den Fruchtkörper der Länge nach durch.
  2. Lege die Pilzhälften auf das Papier und zeichne die Form nach.
  3. Nun malst du mit Tusche, Kreide, Bunt- oder Aquarellstiften o. Ä. den Umriss aus. Denke daran, dass Du bei der Aufsicht die Linie von Hutrand zu Hutrand ergänzen musst.
     

 Kreativtipp:  Notiere Dir Merkmale wie die Fleischfarbe oder etwaige Verfärbungen durch den Kontakt mit Luftsauerstoff, das kann Dir das Ausmalen des Umrisses erleichtern.
 


Ist die Kontur des Pilzes erst einmal gezeichnet, fällt das Abmalen leichter. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Pilze zum Stempeln

Stempel sind eine ganz einfache Möglichkeit, Formen wiederholt auf Papier, Pappe, Stoff oder andere Materialien zu prägen. Pilzpapier lässt sich ebenso wie „normales“ mit Pilzen stempeln, allerdings werden einige Pilzpapiere bei sehr feuchter Farbe wellig.

Du kannst als Stempel auch verschiedene Materialien benutzen. Aus Kartoffeln kannst du Formen schneiden oder ausstechen. Du kannst auch Naturmaterialien mit Farbe einstreichen und die Form oder das Muster von Borke, Blättern oder anderen Strukturen verwenden.

Als Farbe bieten sich auch wieder ganz verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten ist es, ein Stempelkissen zu verwenden.
 

Du brauchst: Pilze, Farbe, Stempelkissen, evtl. Tinte zum Nachfüllen, Papier
 

So wird´s gemacht:

  1. Halbiere den Pilz, mit dem Du stempeln willst.
  2. Drücke eine Pilzhälfte auf das Stempelkissen.
  3. Drücke die Pilzhälfte auf das Papier, um die Farbe zu übertragen.
  4. Befülle von Zeit zu Zeit das Stempelkissen mit Tinte.
     

Mit Pilzen lassen sich Figuren und Muster stempeln. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

 Kreativtipp:  Gemalte oder gestempelte Pilze passen sehr gut zu farbigen Abdrücken von Laubblättern.
 

Stempelabdrucke eines Pilzmotivs mit Laubblättern. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Färben von Naturfasern

Zuerst müssen die Naturfasern mit Beize vorbehandelt werden, damit sich die wasserlöslichen Pigmente der Färbepilze licht- und waschfest mit den Fasern verbinden. Tierische Fasern wie Wolle und Seide nehmen die Farbstoffe anders auf als pflanzliche wie Baumwolle und Leinen. Am einfachsten ist der Einsatz von umweltverträglicher Tonerde-Kaltbeize nach J. Harborth (Bezug über www.shop.pflanzenfaerber.eu). Alaun (in der Apotheke erhältlich) kann ebenfalls verwendet werden.
 

Seide lässt sich wunderbar mit Pilzfarben färben. | Bild: Dr. Rita Lüder
 

Für das Färben eignen sich sowohl getrocknete als auch frische Pilze – allerdings benötigst du von Frischpilzen die 2–3-fache Menge. Beachte bitte, dass die Farben von Pilzen sehr variabel sind, weshalb diese Angaben nur als Richtwert zu verstehen sind.

Am besten beginnst du mit einem einfachen Färbeexperiment.
 

Du brauchst: Beize, Pilzmaterial, Wolle oder Seide
 

So wird´s gemacht:

A. Beizen:

  1. Löse 20 g Kaltbeize in wenig etwa 50° C warmem Wasser auf.
  2. Fülle das Ganze mit kaltem Wasser auf einen Liter auf.
  3. Lege die Naturfasern mindestens 8–12 Stunden in die Beize.
  4. Mit klarem Wasser spülen.
     

 Kreativtipp:  Tierische Fasern werden gebeizt, pflanzliche dagegen eine Stunde lang in sprudelnder Sodalösung gekocht.
 

B. Färben:

  1. Zerkleinere die 2–3-fache Gewichtsmenge Frischpilze wie zu färbende Wolle oder Seide und koche sie in Wasser ca. eine Stunde lang aus.
  2. Filtere die Pilze aus der Färbeflotte heraus und färbe die gebeizte Wolle oder Seide eine Stunde lang darin. Die optimale Temperatur liegt bei 90° C.
  3. Lass die Fasern auskühlen, spüle sie dann gut aus und lasse sie trocknen.
     

Färben mit Zimtfarbenen Weichporlingen | Foto: Dr. Rita Lüder
 

Mit Rotbeschleierten Hautköpfen gefärbte Stoffe beim Trocknen während eines Seminars mit Karin Tegeler | Foto: Dr. Rita Lüder
 

Diese Wolle hat Karin Tegeler (www.textiles-werken.de) mit Pilzen gefärbt. | Foto: Dr. Rita Lüder

 

Literatur

Einige der hier beschriebene Themen sind Auszüge aus folgenden Werken und können darin vertieft bzw. weitere Projekte nachgelesen und selbst verwirklicht werden.
 

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