In der Natur spielen Pilze eine Schlüsselrolle. Sie machen u. a. organische Abfälle als Nährstoffe für Pflanzen verfügbar und stärken die Vitalität ihrer Symbiosepartner. Wir sind in der Pflicht, die Biotope und damit die Artenvielfalt der Pilze zu bewahren. Dazu benennen wir 13 konkrete Schutzmaßnahmen.
 

Pilze sind ein essenzieller Bestandteil aller Landökosysteme. Als mikroskopisch dünne Zellfäden durchziehen sie den Boden, Holz und andere Substrate. Dabei wandeln sie organische Materie in anorganische pflanzenverfügbare Nährstoffe um.

Auch ihre enorme Bedeutung für die Vitalität unserer Wälder wird vielfach unterschätzt. Denn etliche Bäume leben gemeinschaftlich mit Pilzen zusammen. Während sie die Pilzpartner mit Zuckerverbindungen versorgen, erhalten sie dafür Wasser und darin gelöste Nährstoffe.

Darüber hinaus vernetzt das Pilzgeflecht im Boden die Wurzeln der Bäume miteinander. Über dieses Netzwerk werden z. B. schwächere Bäume mit Nährstoffen versorgt, unabhängig von der Baumart. Beispielsweise können Buchen an Tannen Nährstoffe abgeben.

Andere Pilzarten dienen wiederum als Regulatoren, indem sie geschwächte Bäume befallen und abtöten. Dadurch schaffen sie Nischen im Wald für eine Naturverjüngung. Anschließend führen sie das abgestorbene organische Material in den Nährstoffkreislauf zurück.
 

Bedeutung der Pilze unterschätzt

Lange zählten Pilze in der Öffentlichkeit zu den vergessenen Arten („forgotten species“). Anders als attraktive Arten („sexy species“) wie z. B. Orchideen, Storch und Luchs wirken Pilze größtenteils unbemerkt im Verborgenen. Oft treten sie nur für kurze Zeit in Erscheinung, wenn sie vergängliche Fruchtkörper bilden, um mit der Produktion von Sporen für Nachwuchs zu sorgen.

Dabei spielen die Mikroorganismen bei der Erforschung von Ökosystemen eine essenzielle Rolle. Auch im Naturschutz wird zunehmend erkannt, dass Pilze genauso schützenswert wie andere Lebewesen sind: als unsichtbarer Motor der Stoffkreisläufe, als Wasser- und Nährstofflieferanten für Pflanzen, als biologische Netzwerker für Waldbäume sowie als Regulatoren von Pflanzen und Tieren.
 

Maßnahmen für den Artenschutz

Der beste Pilzschutz ist Biotopschutz. Insofern gleichen die erforderlichen Maßnahmen weitgehend denen anderer Organismengruppen. Folgende Punkte zum Erhalt der Biodiversität der Großpilze in Deutschland schlagen Fachleute seit längerer Zeit vor:

  1. Erhalt von Biotopbäumen, stehend und liegend
  2. Verzicht auf neue Wirtschaftswege und schonende Erhaltungsmaßnahmen im Bestand
  3. Einschlagsalter vorhandener, naturnaher Bestände erhöhen
  4. Tolerieren von Pioniergehölzen wie Birke, Espe und Weide
  5. Maschineneinsatz mit bodenschonendem Gerät bei geeigneten Bodenverhältnissen nur in Rückegassen mit Reisigmatten
  6. Einrichtung von größeren Pufferzonen zwischen Intensivlandwirtschaft und nährstoffarmen Biotopen wie z. B. Trockenrasen, Mooren, Flechtenkiefernwäldern, Almwiesen und Extensivgrünland
  7. Reduzierung der Stickstoffbelastungen/Eutrophierung der Landschaft
  8. Minimierung von Bewirtschaftungsschäden in öffentlichen Forsten und Privatwäldern
  9. Neue Aufforstungen ausschließlich mit standortgerechten Baumarten (Buche, Eiche, Esche, Ahorn, Linde)
  10. Erhöhung der Totholzmengen durch Belassen von Reisig und Stammteilen standortgerechter Gehölze
  11. Unterlassen von Stockrodungen
  12. Bestandssicherung und Erweiterung der Naturwaldreservate
  13. Konsequenter Erhalt und Schutz natürlicher, nährstoffarmer Offenlandbiotope (Moore, Heiden, Trockenrasen)
     

Haben Sie Fragen oder Anregungen?

Auf Bundesebene sind die Mitglieder aus dem Fachausschuss Naturschutz & Kartierung Ihre Ansprechpartner für Naturschutzfragen. In den einzelnen Bundesländern können Sie sich an die jeweilige bzw. den jeweiligen Landeskoordinator/in wenden.

Bilder

Tote Bäume, wie diese umgestürzte Buche, sind wertvolle Habitate für holzabbauende Pilze, beispielsweise den Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Tote Bäume, wie diese umgestürzte Buche, sind wertvolle Habitate für holzabbauende Pilze, beispielsweise den Zunderschwamm (Fomes fomentarius). | Bild: Rainer Wald

Der recht seltene Ockerblasse Schüppling (Pholiota squarrosoides) ist ebenso auf Stämme und Stümpfe von Laubbäumen angewiesen.

Der recht seltene Ockerblasse Schüppling (Pholiota squarrosoides) ist ebenso auf Stämme und Stümpfe von Laubbäumen angewiesen. | Bild: Andreas Kunze

Der Tannen-Stachelbart (Hericium flagellum) bewohnt totholzreiche Altbestände der Weißtanne, wie sie zum Beispiel im Bayerischen Wald vorkommen.

Der Tannen-Stachelbart (Hericium flagellum) bewohnt totholzreiche Altbestände der Weißtanne, wie sie zum Beispiel im Bayerischen Wald vorkommen. | Bild: Andreas Kunze

Das renaturierte Haspelmoor ist der nördlichste Hochmoorrest des bayerischen Alpenvorlandes. Solche Lebensräume bieten angepassten Pilzen einen Rückzugsort.

Das renaturierte Haspelmoor ist der nördlichste Hochmoorrest des bayerischen Alpenvorlandes. Solche Lebensräume bieten angepassten Pilzen einen Rückzugsort. | Bild: „Gras-Ober“, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Ein typischer Bewohner von Sümpfen und Mooren: Der Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) wächst auf faulenden Blättern und Nadeln, die im Wasser liegen.

Ein typischer Bewohner von Sümpfen und Mooren: Der Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa) wächst auf faulenden Blättern und Nadeln, die im Wasser liegen. | Bild: Karl Wehr

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