Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) wurde im Jahre 1921 als „Deutsche Gesellschaft für Pilzkunde (DGfP)“ zur Förderung der wissenschaftlichen Pilzforschung, der Pilzkenntnis und der Pilzberatung gegründet. Gleichzeitig wurde die „Zeitschrift für Pilzkunde“ ins Leben gerufen.

Im Jahre 1977 änderte die Gesellschaft ihren Namen; sie nennt sich seither „Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.“. Die Bezeichnung des gesellschaftseigenen Publikationsorganes änderte sich entsprechend zu „Zeitschrift für Mykologie“. Seit 2002 gibt die DGfM das englischsprachige mykologische Journal „Mycological Progress“ heraus.

Seit 1981 zeichnet sich die DGfM verantwortlich für die Aus- und Fortbildung von Pilzberatern, jetzt Pilzsachverständige genannt. Sie etablierte ein einheitliches Ausbildungssystem, das nach 1990 auf ganz Deutschland ausgedehnt wurde.

Im Jahre 1992 wurde eine erste „Rote Liste der gefährdeten Großpilze in Deutschland“ veröffentlicht, in die Ergebnisse langjähriger Untersuchungen von Mitgliedern der DGfM einflossen.

2006 erhielt die DGfM von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) das Vorschlagsrecht für Fachgutachter.

Seit 2008 organisiert die DGfM eine universitäre Ausbildung zum Fachberater.

2013 wurde mit dem PilzCoach eine eigene Qualifizierung für die Nachwuchsarbeit geschaffen.

 

Festschrift „100 Jahre DGfM“

Das 2021 anlässlich des Jubiläums fertiggestellte Buch „100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Mykologie“ liefert auf nahezu 300 Seiten einen fundierten Überblick über die spannende 100-jährige Geschichte der Gesellschaft sowie die vielfältigen Aktivitäten und Angebote in der heutigen Zeit. Abgerundet wird das reich bebilderte Werk mit interessanten Fakten und Hintergründen des Vereins. Das Buch ist ab sofort im Shop erhältlich, solange der Vorrat reicht.

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Renommierte Mykologen der DGfM

Im Laufe der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. wirkten viele international anerkannte Mykologen – professionelle wie auch Freizeitforscher – als Mitglieder in der Gesellschaft. Stellvertretend seien hier nur einzelne Personen hervorgehoben:

Adalbert Ricken

Adalbert Ricken (1851–1921) besuchte das Priesterseminar in Fulda und war vielerorts, u. a. in Weimar, als Kaplan und Priester tätig. Das Standardwerk „Die Blätterpilze Deutschlands und der angrenzenden Länder, besonders Österreichs und der Schweiz“ erschien 1915. Sein „Vademecum für Pilzfreunde. Taschenbuch zur bequemen Bestimmung aller in Mittel-Europa vorkommenden ansehnlicheren Pilzkörper“ von 1918 (2. Ed., 1920) wurde zum bedeutendsten deutschsprachigen Pilzbestimmungsbuch, das man bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts benutzte. Adalbert Ricken gehörte zu den Initiatoren der Gründungsversammlung der DGfP, erlebte sie aber nicht mehr.

Karl Johannes Kniep

Karl Johannes (Hans) Kniep (1881–1930) studierte Medizin in Kiel, Jena und Genf, promovierte 1904 in Jena bei E. Stahl, arbeitete danach bei W. Pfeffer in Leipzig, später in Norwegen, habilitierte sich 1907 in Freiburg i. Br. und wurde 1911 ordentlicher Professor in Straßburg. 1914 ging er nach Würzburg, wo er Dekan und von 1923 bis 1924 Rektor der Universität war. Ab 1924 wirkte er als ordentlicher Professor für Pflanzenphysiologie an der Universität Berlin. Knieps Arbeiten zu Cytologie und Genetik von Pilzen sind von fundamentaler Bedeutung für die Erkenntnisse zur Entwicklungsgeschichte der Basidiomyceten. Kniep war zwischen 1921 und 1929 teils als Vorsitzender, später als Schriftleiter im Vorstand der DGfP.

Matthias Sebastian Killermann

Matthias Sebastian Killermann (1870–1956) studierte Theologie und Naturwissenschaften in Fribourg (Schweiz), München und Regensburg, wurde 1893 als Naturwissenschaftler promoviert und 1895 zum Priester geweiht. Später war er Studienpräfekt und außerordentlicher Professor, dann ordentlicher Professor an der Theologischen Hochschule in Regensburg. Killermanns Arbeitsfelder waren die Pilzfloristik, Mykologiegeschichte und Pilzsystematik. Killermann war 1933 bis 1951 in verschiedenen Rollen im Vorstand der DGfP, und wurde danach Ehrenvorsitzender.

Franz Kallenbach

Franz Kallenbach (1893–1944) wurde am Ernst-Ludwig-Seminar in Bensheim zum Lehrer ausgebildet und war danach in Darmstadt im Schuldienst. In der Serie „Die Pilze Mitteleuropas“ (1926–1942) bearbeitete er die Röhrlinge und schuf eine noch heute bedeutende Monographie dieser Pilzgruppe. Kallenbach hatte von 1927 bis 1944 die Geschäftsleitung der DGfP inne.

Walther Neuhoff

Walther Neuhoff (1891–1971) studierte in Berlin, später in Königsberg, wo er auch promovierte und ab 1911 als Lehrer tätig war. Nach 1945 lebte er bei Hamburg. In der Serie „Die Pilze Mitteleuropas“ (1926–1967) bearbeitete er die Gallertpilze und die Milchlinge. Von der Lactarius-Mongraphie erschien 1956 eine noch heute vielbenutzte Neuauflage. Neuhoff war ab 1951 im Vorstand und ab 1956 Ehrenvorsitzender.

Hermann Jahn

Hermann Jahn (1911–1987) studierte in Köln und Kiel und unterrichtete danach bis 1941 an einer deutschen Schule in Japan, promovierte mit einer ornithologischen Arbeit über japanische Vögel, arbeitete an der deutschen Gesandtschaft in Schweden und trat nach Kriegsende in den Höheren Schuldienst. Jahn erwarb sich auf mykologischem Gebiet große Verdienste u. a. durch populäre Pilzbücher (1949, 1979), die viele für die Mykologie begeisterten, und durch die Bearbeitung von Bestimmungsschlüsseln, z. B. über Porlinge und Schichtpilze.

Hans Haas

Hans Haas (1904–2003) studierte Biologie in Stuttgart und arbeitete dort als Lehrer. Er promovierte über Pilzökologie und ist als Autor des populären Pilzbuches „Haas, Gossner: Pilze Mitteleuropas“ bekannt. Ab 1948 organisierte er den Wiederaufbau der DGfP, wurde 1954 zum 2. Vorsitzenden und 1976 zum Ehrenvorsitzenden. 1992 erhielt er die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

German Krieglsteiner

German Krieglsteiner (1937–2001) studierte an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Er war ab 1974 Schriftführer und 1985 bis 1994 Vorsitzender der DGfM. Er war über Jahrzehnte eine treibende Kraft im Verein, insbesondere für ökologische Kartierung, und legte damit den Grundstein der modernen Pilzkartierung in Deutschland. 1991 erschien sein „Verbreitungsatlas der Großpilze“, und ab 2000 unter seiner Herausgeberschaft das Text- und Bildwerk „Die Großpilze Baden-Württembergs“. 1987 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 1994 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der DGfM.

Walter Pätzold

Walter Pätzold (1948–2011) machte eine Lehre als Biologielaborant und war ab 1981 bis zu seinem Tod der Leiter der Schwarzwälder Pilzlehrschau in Hornberg. Er strukturierte in der DGfM die Ausbildung der Pilzsachverständigen, nahm verschiedene Vorstandsämter wahr, und bildete in der Pilzlehrschau über drei Jahrzehnte Hunderte von Pilzsachverständigen aus. So war er für viele das Gesicht der DGfM.

Bilder

Das „Jubelbuch“ von Stefan Fischer und Mitautoren (2021) zeugt von der langjährigen Geschichte der DGfM.

Das „Jubelbuch“ von Stefan Fischer und Mitautoren (2021) zeugt von der langjährigen Geschichte der DGfM. | Bild: Andreas Kunze

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