Teile des Zunderschwamms wurden früher zum Auffangen von Funken verwendet, um mit dem glimmenden Pilzmaterial ein Feuer zu entfachen. Außerdem diente der Porling zum Aufbewahren der Glut. So konnte zu jeder Zeit ohne großen Aufwand ein Feuer entzündet werden.

 

Der wissenschaftliche Name des Zunderschwamms „Fomes fomentarius“ beschreibt seine frühere Verwendung: „Fomes“ bedeutet lateinisch „Zündstoff“ und „fomentarius“ entsprechend „zum Zunder gehörend“. Auch der Name „Zunder“ leitet sich vom englischen Begriff für Donner (thunder) ab, denn die Gewitter haben mit ihren Blitzen das Feuer auf die Erde gebracht, bevor der Mensch es zu beherrschen lernte.

Seit der Steinzeit wurde das Hutfleisch (die Trama) zum Auffangen der Funken und so zum Feueranzünden sowie zum Aufbewahren der Glut verwendet. Später wurden daraus auch Dochte für Petroleumlampen und Material für die Herstellung von wildlederartigen Kleidungsstücken, Mützen und Hüten hergestellt. In Rumänien gibt es immer noch eine Familie, die nach alter Tradition Produkte aus Zunderschwämmen herstellt. Außerdem schätzte man die blutstillenden Eigenschaften, weshalb der Pilz für Wundauflagen verwendet wurde.

Der Zunderschwamm wurde auch verräuchert, um Mücken fernzuhalten, und dessen Asche z. B. in Kamtschatka geschnupft. Die Indianer sollen ihn auch gegen übermäßige Schweißabsonderung benutzt haben. Der ausgekochte Pilzsud liefert eine goldbraune Farbe zum Färben von Naturfasern. Im 18. Jahrhundert war in Thüringen sogar ein ganzer Wirtschaftszweig mit der Verarbeitung dieser Pilze beschäftigt.

Der Zunderschwamm erzeugt im Holz eine Weißfäule. Die Fruchtkörper sind mehrjährig und können bis zu 30 Jahre alt und 60 cm breit werden. Ähnlich wie bei den Jahresringen eines Baumes kann man beim Schnitt durch einen Zunderschwamm die Anzahl der Lebensjahre ablesen, da er eine neue Röhrenschicht an die alten bildet. Allerdings können je nach klimatischen Bedingungen mehrere Wachstumsphasen pro Jahr auftreten, weshalb der Vergleich mit den Jahresringen nur bedingtzutrifft. Hat der Zunderschwamm an einem aufrechten Stamm sein Wachstum begonnen und der Baum stürzt um, ändert er danach seine Wuchsrichtung.

 

Vom Pilz zum Zunder

Feuer ist eine „elementare“ Kraft, die der Mensch zu bändigen gelernt hat. Lange bevor es Mitte des 19. Jahrhunderts Streichhölzer gab, wurden Funken geschlagen. Zuerst mit Feuersteinen, dann mit Feuerstein und Pyrit (auch Katzen- oder Narrengold genannt), später mit Schlagriemen aus gehärtetem Stahl und heute ganz einfach mit einem Feuerzeug.
 

Was heute ein Feuerzeug ist, waren früher Schlagriemen, Pyrit und Feuerstein. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Doch ein Funke ist noch kein Feuer. Um Funken auf brennbares Material zu übertragen, wurden Naturmaterialien verwendet, die lange glimmen, darunter z. B. der Zunderschwamm, die filzige Behaarung auf der Blattoberseite von Huflattich usw.

Der Zunderschwamm bildet mehrjährige Fruchtkörper und kann daher das ganze Jahr über gefunden werden. Er darf allerdings nicht austrocknen, da er hart kaum zu bearbeiten ist. Beim Sammeln empfiehlt sich eine Axt, Säge oder ähnliches Werkzeug, da manche Fruchtkörper sehr fest am Holz angewachsen sind.
 

Nur die mittlere Schicht (Trama) ist für die Herstellung von Zunder geeignet. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Nicht alle Teile eignen sich für die Herstellung von Zunder, nur das Pilzfleisch (Trama), das sich von der obigen Kruste bis zu den Poren unten erstreckt. Der Myzelialkern befindet sich dort, wo der Pilz an den Baum angewachsen ist, und stellt sozusagen die „Nabelschnur“ dar. Er ist ebenfalls für unsere Zwecke unbrauchbar. Am einfachsten ist es, den Zunderschwamm zu halbieren, eine dünne Scheibe vom Mittelstück abzuschneiden und die Poren- sowie Randschicht zu entfernen. Dann wird das Hutfleisch abwechselnd in verschiedene Richtungen auseinandergezogen, bis es wattig dünn ist. Nun ist der Zunder fertig!

Man braucht jetzt Pyrit oder gehärteten Stahl (als Feile oder Schlagriemen) und Feuersteine mit glatter Kante – sowie etwas Übung und Geschick! Der Schlagriemen wird über die Kante des Feuersteins gezogen, um Funken zu erzeugen.

 Vorsicht:  Unbedingt eine Schutzbrille aufsetzen, weil dabei Teile des Feuersteins absplittern können!

Dort wo die Funken landen, wird das flache Stück Zunderschwamm hingehalten oder hingelegt, um die Glut zu entfachen. Diese wird dann auf brennbares Material wie Heu, Birkenrinde o. Ä. übertragen und durch Pusten ein Feuer entfacht.

Für eine leichtere Entzündbarkeit kann das Pilzfleisch mit Salpeterlösung getränkt werden. In der Apotheke bekommt man Nitratsalz, von dem für eine ca. 4-prozentige Lösung 4 g in 100 ml Wasser aufgelöst wird – früher verwendete man dafür Urin. Das Pilzfleisch saugt sich mit der Flüssigkeit sehr schnell voll und wird dann zum Trocknen aufgehängt.
 

Als erstes muss die mittlere Schicht aus einem Fruchtkörper geschnitten und vorbereitet werden. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Vorbereitung

  1. Hutfleisch abschneiden.
  2. Ränder entfernen.
  3. Dehnen
  4. Ggf. nitrifizieren
     

Funken schlagen

  1. Feuerstein schlagen.
  2. Funken auffangen.
  3. Glut übertragen.
  4. Durch Pusten Feuer entfachen.
     

Die Funken werden mit dem Zunderschwamm aufgefangen und dann auf brennbares Material übertragen. | Bild: Dr. Rita Lüder
 

Wem der Funkenschlag mit dem Feuerstein nicht gelingt, hat vielleicht mit einem Magnesiumstab aus dem Outdoor-Zubehär-Handel und Eisenplättchen mehr Glück. | Bild: Dr. Rita Lüder

 

Literatur

Das hier beschriebene Thema ist ein Auszug aus folgendem Werk und kann darin vertieft werden.
 

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