Die in Zentralamerika beheimatete Blattschneiderameise Acromyrmex echinatior ist dank einer anatomischen Besonderheit auffallend resistent gegen Verletzungen und Pilzinfektionen, wie eine jüngst veröffentlichte Studie belegt: Winzige Kristallplättchen aus Kalzit mit einem hohem Magnesiumanteil bedecken die Insekten und bilden dadurch einen natürlichen Körperpanzer.

Durch ihn ist ihr ohnehin recht stabiles Exoskelett noch besser vor Verletzungen geschützt, zum Beispiel bei Kämpfen mit anderen Ameisen. Bemerkenswert ist, dass die in dem Biomaterial enthaltene besondere Form des Magnesiums bislang nur aus den Zähnen von Seeigeln bekannt war.
 

Schutz vor Schadpilzen

Der stabile Überzug bietet für die Ameisen einen weiteren erheblichen Vorteil. Er erschwert es parasitären Pilzen, die Tiere zu befallen. Jene Pilze wachsen in lebenden Insekten heran, steuern ab einem gewissen Punkt ihr Verhalten und lassen sie an eine exponierte Stelle wandern. Dort verharren die infizierten und damit todgeweihten Ameisen, bis schließlich Fruchtkörper aus ihnen wachsen. Für Acromyrmex echinatior ist die Gefahr einer Infektion geringer als für andere Ameisen, denn die Sporen der parasitären Pilze können einen intakten kristallinen Panzer offenbar nicht so leicht durchdringen.
 

Ameisen als Pilzbauern

Außerdem sind diese kleinen Insekten gegen weitere schädliche Pilze gewappnet. Acromyrmex echinatior gehört zu den Landwirten unter den Tieren: Sogenannte Erntearbeiterinnen zerschneiden Blätter und bringen die Fragmente in ihre Nester ein. Dort verteilen andere Arbeiterinnen die Pflanzenstücke in den Gärten, wo sie als Substrat für die Pilzzucht Verwendung finden. Den Ameisenlarven dienen diese eigens kultivierten Pilze als Nahrung. Deshalb ist es für das Überleben des Ameisenstaates so wichtig, dass die nützlichen Pilze nicht von schädlichen überwuchert werden.
 

Bakterien schützen Pilzgärten

Auf dem Körper der im Nest aktiven jungen Arbeiterinnen siedeln spezielle Bakterien, die Substanzen ausscheiden, die die Pilzgärten vor schädlichen Pilzen schützen. Während die Arbeiterinnen sich durch die Nutzpilze und über das pflanzliche Substrat bewegen, werden diese Stoffe quasi im Vorbeigehen abgestreift.

Schon lange werden Blattschneiderameisen wegen ihrer faszinierenden Lebensweise und ihrer Symbiose mit den als Nahrung genutzten Pilzen erforscht. Zuvor ist der biomineralische Körperüberzug aber noch keinem anderen Wissenschaftler aufgefallen. Gemäß den Experten könnten verwandte Ameisenarten ähnliche Panzerungen tragen, was jedoch erst durch weitere Untersuchungen belegt werden muss.

 

Literatur

Bilder

Diese Blattschneiderameise aus Costa Rica lebt in derselben geografischen Region wie die in der Studie untersuchte Art.

Diese Blattschneiderameise aus Costa Rica lebt in derselben geografischen Region wie die in der Studie untersuchte Art. | Bild: Gaby Schulemann-Maier

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