Der Wirkstoff Psilocybin hat sich in einer kleinen US-amerikanischen Studie als wirksam bei Major Depression gezeigt, eine Form der Depression mit Nebensymptomen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und ein geringes Selbstwertgefühl. Das aus „Zauberpilzen“ (Magic Mushrooms) gewonnene Psychedelikum wirkte schnell und konnte den Zustand der Probanden deutlich verbessern.

Im Rahmen der randomisierten klinischen Studie wurden 24 Patienten, die an Major Depression litten, unter kontrollierten Bedingungen ergänzend zu einer Psychotherapie je zweimal mit Psilocybin behandelt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt in der Fachzeitschrift „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Substanz in Gelkapseln dargereicht wurde. Um mögliche Effekte erkennen zu können ohne den Teilnehmenden das Psychedelikum vorzuenthalten, wurde der Verabreichungszeitpunkt variiert. Gleich zu Beginn des Untersuchungszeitraumes erhielten 13 der Probanden den Wirkstoff, die restlichen 11 nach 8 Wochen.

Während der Untersuchungsreihe wurde mehrmals mithilfe der GRID-Hamilton-Skala die Schwere der depressiven Störung der einzelnen Patientinnen und Patienten ermittelt. Als die Probanden der Studie beitraten, belief sich der durchschnittliche Wert auf 22,8. Ab 9 Punkten liegt eine leichte Depression vor, ab 17 Punkten eine mittelschwere und ab 25 Punkten eine schwere.

In der Gruppe der initial mit Psilocybin therapierten Personen sank der Durchschnittswert auf 8,0 in der ersten Woche; in Woche 4 lag er bei 8,5. Bei jenen Patientinnen und Patienten, die die Substanz noch nicht erhalten hatten, zeigte sich hingegen keine Veränderung des durchschnittlichen Werts. Er sank bei ihnen erst, nachdem auch sie mit dem Psilocybin behandelt worden waren. Dies lässt den Rückschluss zu, dass offenbar nicht die Psychotherapie, sondern das Psychedelikum zu einer deutlichen Minderung der Schwere der depressiven Störung geführt hat. Verglichen mit klassischen Antidepressiva ist die Wirkung des Psilocybins viermal größer, heißt es in einer Pressemitteilung der Johns Hopkins Universität in Baltimore, USA.

Doch dieser neue Therapieansatz ist noch in anderer Hinsicht bemerkenswert.

Da es mehrere Arten schwerwiegender depressiver Störungen gibt, die dazu führen können, dass Menschen unterschiedlich auf die Behandlung ansprechen, war ich überrascht, dass die meisten unserer Studienteilnehmer/innen die Psilocybin-Behandlung für wirksam hielten,

kommentierte Dr. Roland Griffiths die Ergebnisse seiner Kollegen.

Ferner merkte Studien-Hauptautor Dr. Alan Davis an:

Da die meisten anderen Depressionsbehandlungen Wochen oder Monate brauchen, um zu wirken, und möglicherweise unerwünschte Wirkungen haben, könnte dies die Spielregeln völlig verändern, wenn sich diese Ergebnisse in künftigen Placebo-kontrollierten klinischen Studien bestätigen würden.

Derlei Untersuchungen stehen zurzeit noch aus. Über die Langzeitwirkungen dieser Behandlungsform ist ebenfalls noch nichts bekannt.

 

Literatur

Bilder

Auch die Fruchtkörper des Blauenden Kahlkopfs (Psilocybe cyanescens) enthalten Psilocybin.

Auch die Fruchtkörper des Blauenden Kahlkopfs (Psilocybe cyanescens) enthalten Psilocybin. | Bild: Dr. Rita Lüder

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