Im „Nature“ erschien vor einem halben Jahr die Studie eines internationalen Forscherteams, die auf die zu hohen Stickstoffeinträge und deren negative Folgen auf das Zusammenspiel von Mykorrhizapilzen und Waldbäumen hinweist. Jetzt griff das Thema ein deutsches Leitmedium auf.

Die Süddeutsche Zeitung titelte gestern einen Artikel mit „Der Wald verliert wichtige Helfer“. Andrea Hoferichter lässt darin den Co-Autor Dr. Walter Seidling vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde zu Wort kommen:

Wir sehen, dass die wichtigen Mykorrhiza-Pilze überall dort weniger werden, wo die Stickstoffeinträge besonders hoch sind. […] Betroffen sind vor allem Kiefern-, Fichten- und Lärchenwälder.

Den Untersuchungen zufolge sei schon ab knapp 6 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr mit einer Beeinträchtigung empfindlicher Pilzarten zu rechnen. Auf deutschen Monitoringflächen würden zur Zeit im Mittel 14 kg pro Hektar und Jahr gemessen, in manchen Regionen wie dem Emsland oder dem Allgäu sogar über 30 kg.

In der Pressemitteilung des Thünen-Instituts vom 12. Juni 2018 bewertet Seidling die Stickstoffeinträge wie folgt:

Auch der Boden-pH, die Lufttemperatur, die Kaliumversorgung und das Stickstoff/Phosphor-Verhältnis der Blätter spielen eine wichtige Rolle. Vor allem sind es aber die Stickstoff-Einträge aus der Luft, die die empfindlichen Pilzarten der Mycorrhiza-Gemeinschaft schädigen.

Die Forscher raten, die kritischen Eintragsraten (Critical Loads) für eutrophierenden Stickstoff – bis zu jenen Grenzwerten wird einem Ökosystem langfristig kein Schaden zugefügt – anzupassen. Weiter mahnen sie an, die Stickstoffeinträge zu reduzieren.

 

Literatur

VAN DER LINDE S, Suz LM, Orme DL, Cox F, Andreae H, Asi E, Atkinson B, Benham S., Carroll C, Cools N, De Vos B, Dietrich H-P, Eichhorn J, Germann J, Grebenc T, Gweon HS, Hansen K, Jacob F, Kristöfel F, Lech P, Manninger M, Martin J, Meesenburg H, Merilä P, Perez JM, Nicolas M, Pavlenda P, Rautio P, Schaub M, Schröck H-W, Seidling W, Šrámek V, Thimonier A, Thomsen IM, Titeux H, Vanguelova E, Verstraeten A, Vesterdal L, Waldner P, Wijk S, Zhang Y, Žlindra D, Bidartondo MI (2018) Environment and host as large-scale controls of ectomycorrhizal fungi. Nature 558: 243-248. (doi:10.1038/s41586-018-0189-9)

Siehe auch unser Artikel „Bedroht Gülledüngung unsere heimischen Pilze?“ in der Rubrik „Naturschutz & Kartierung“

Bilder

Symbolfoto: Ein Maronenröhrling im Fichtenwald

Symbolfoto: Ein Maronenröhrling im Fichtenwald | Bild: „imagii“, Pixabay

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