Tiegelteuerling
Crucibulum laeve (Huds.) Kambly 1936

Die DGfM möchte mit der Wahl des Tiegelteuerlings zum „Pilz des Jahres 2014“ auf die große Bedeutung der Pilze in den natürlichen Stoffkreisläufen aufmerksam machen. Es sind in erster Linie die oft im Verborgenen wirkenden Fadenwesen, die mit ihren Enzymen abgestorbene, organische Stoffe wie Holz, Blätter oder Nadeln remineralisieren und somit wieder für die Pflanzenwelt verfügbar machen. Ohne diese Ökosystemleistung der Pilze würde in kürzester Zeit die gesamte Nahrungskette zusammenbrechen.

Als Pilze noch anhand ihrer anatomischen Merkmale klassifiziert wurden, zählte man Teuerlinge zur Formengruppe der Bauchpilze (Gasteromyceten). Der Tiegelteuerling gehört aufgrund seiner genetischen Merkmale zur arten- und formenreichen Familie der Champignonverwandten (Agaricaceae).

Der Tiegelteuerling bildet bis 1 cm hohe tiegelförmige Fruchtkörper aus, in denen sich weiße, linsenförmige Sporenbehälter (Peridiolen) befinden, die Pflanzensamen sehr ähnlich sind. Diese Form der Sporenentwicklung kommt nur bei wenigen weiteren Pilzgattungen (Cyathus, Nidularia) vor. Das Besondere an diesen Sporenkapseln ist, dass sie von Vögeln als echte Samen angesehen und aufgenommen werden und so von ihnen verbreitet werden können. Wenn Regentropfen in die geöffneten Tiegel fallen, können die Kapseln dadurch herausgeschleudert werden und haften mit einem Klebfaden an Pflanzen der Umgebung an. Sobald diese Kapseln dann zusammen mit der Pflanze von Tieren gefressen werden, gelangen die Sporen auf „vier Beinen“ in neue Lebensräume. Diese Verbreitungsstrategie ist offenbar so erfolgreich, dass sich die Teuerlinge weltweit verbreitet haben.

Ihre auffällige Form hat den Teuerlingen nicht nur ihren Namen gegeben, sondern auch zu folgenden volkstümlichen Mythen und Legenden geführt:

  • Peridiolen = Geldstücke, viele Peridiolen im Tiegel = viele Geldstücke = Teuerung (steigende Preise)
  • Schlechtes Wetter (Regen) -> schlechte Getreideernte -> steigende Getreidepreise = hohe Brotpreise
  • Viel Regen -> hohe Feuchtigkeit -> viele Teuerlinge

In anderen Ländern gibt es andere, der äußeren Form entsprechende Volksnamen, so nennt man sie „Brotkorbpilze“ in Schweden, in England heißen sie „Vogelnestpilze“.

In Zeiten, wo Nachhaltigkeit immer größere Bedeutung gewinnt, zeigen uns die Teuerlinge, dass es in der Natur so schon seit mehr als 400 Millionen Jahren sehr gut funktioniert. Im Gegensatz zum internationalen Finanzwesen, das seit kaum hundert Jahren die Erde für sich vereinnahmt, gibt es also auch „gute“ Teuerlinge.

Bilder

Bild zum Pilz des Jahres 2014

Bild zum Pilz des Jahres 2014 | Bild: Petra und Werner Eimann

Bild zum Pilz des Jahres 2014

Bild zum Pilz des Jahres 2014 | Bild: Dr. Horst Kretzschmar

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Bild zum Pilz des Jahres 2014 | Bild: Petra und Werner Eimann

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