Gewöhnliche Stinkmorchel, Leichenfinger
Phallus impudicus Linnaeus 1753

Die Gewöhnliche Stinkmorchel (Phallus impudicus) wächst aus einem eiförmigen bis kugeligen Hexenei. Bei Reife beginnt sie nach Aas zu stinken, was u. a. Insekten anlockt. Die zuckerhaltige Sporenmasse an der Spitze verflüssigt sich und wird vor allem von Fliegen verspeist. Raffiniert: Die kleinen Tiere verteilen die Sporen des Pilzes durch ihre Ausscheidungen in der Umgebung.

In unseren Breiten gibt es nur wenige Pilze, die man riecht, bevor man sie sieht. Neben dem Aasgeruch der Stinkmorchel sind insbesondere die einem männlichen Begattungsorgan ähnelnden Fruchtkörper auffällig. Das Aussehen hat ihr schon früh etwas Anrüchiges anhaften lassen.
 Charles Darwins Tochter Henrietta soll den obszönen Pilz sogar wegen der Sittlichkeit der Mädchen allerorten entfernt und verbrannt haben.
 



Jung geruchlos und essbar


Dabei hätte die Gewöhnliche Stinkmorchel im jugendlichen Stadium den Speiseplan bereichern können: Hexeneier lassen sich geschält wie Bratkartoffeln zubereiten. Der weiße Kern des Hexeneis gilt bei manchen Sammler/innen als Delikatesse.
 



Aasgeruch als Lockmittel


Die Stinkmorchel gehört zu den „Pilzblumen“, die mehrheitlich in den Subtropen und Tropen vorkommen. Ihre bis zu 20 cm langen und 4,5 cm breiten Fruchtkörper erstrecken sich binnen weniger Stunden, meist am späten Abend oder frühen Morgen. Rekordverdächtig: Die Frk. wachsen einen halben bis zwei Millimeter pro Minute.

Ausgewachsen stinken sie intensiv nach Aas, was vor allem Fliegen anlockt. Zugleich verschleimt die dunkelolive Sporenmasse an der Spitze. Die Tiere laben sich an dem zuckerhaltigen Schleim und nehmen dabei die Sporen auf. Sie passieren den Verdauungstrakt, werden später mit dem Kot ausgeschieden und sorgen so für die Verbreitung der Art.
 

Ökologische Bedeutung

Die Gewöhnliche Stinkmorchel steht beispielhaft für die gegenseitigen Abhängigkeiten aller Lebewesen. Die DGfM will so auf die Zusammenhänge beim Insektensterben hinweisen.





 

Literatur und Weblinks

Dokumente

Bilder

Stinkmorchel mit Hüllresten des Hexeneis an der Spitze

Stinkmorchel mit Hüllresten des Hexeneis an der Spitze | Bild: Rainer Wald

Ausgewachsenes Exemplar mit noch fester Gleba an der Spitze

Ausgewachsenes Exemplar mit noch fester Gleba an der Spitze | Bild: Andreas Kunze

Hexeneier mit weißen Myzelsträngen

Hexeneier mit weißen Myzelsträngen | Bild: Peter Karasch

Längs halbiertes Hexenei mit dem ungestreckten und einer Gelschicht ummantelten Fruchtkörper

Längs halbiertes Hexenei mit dem ungestreckten und einer Gelschicht ummantelten Fruchtkörper | Bild: Andreas Kunze

Verbreitung der Gewöhnlichen Stinkmorchel in Deutschland (Stand 5.10.2019)

Verbreitung der Gewöhnlichen Stinkmorchel in Deutschland (Stand 5.10.2019) | Bild: www.pilze-deutschland.de

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