Orangefuchsiger Raukopf, Orangefuchsiger Schleierling
Cortinarius orellanus Fr. 1838

Er gehört nicht zu den auffälligen Pilzen im Lande, und er kommt auch nicht überall vor. Dennoch sollte ihn jeder kennen, der beim Sammeln von Speisepilzen keine unliebsamen Überraschungen erleben will: Der Orangefuchsige Raukopf (Cortinarius orellanus) ist einer der gefährlichsten Giftpilze Europas und rangiert auf der Skala der lebensbedrohenden Arten gleichauf mit den gefürchteten Knollenblätterpilzen.

Der flach gewölbte, trockene Hut des allenfalls mittelgroßen Pilzes (Durchmesser bis 9 cm) zeigt in allen Teilen ein warmes Orangebraun. Auf der Hutunterseite erkennt man breite, ziemlich entfernt stehende, am Stielansatz gerade angewachsene bis ausgebuchtete Lamellen. Der messing- bis goldgelbe, oft etwas gebogene, bis 10 cm lange Stiel kann am Grund leicht geschwollen, aber auch zugespitzt sein. Spinnwebartige gelbliche Reste einer Cortina (Schleier) verraten zusammen mit dem rostbraunen Sporenpulver den Schleierling (Cortinarius sp.). Diese große Lamellenpilzgattung, zu der auch die Rauköpfe gehören, umfasst allein in Mitteleuropa mehrere hundert Arten.
Man findet den Orangefuchsigen Rauhkopf vom Spätsommer bis in den Herbst in trockenen Laubwäldern auf sauren Böden, gerne unter Buchen, Hainbuchen und/oder Eichen in wärmebegünstigten Lagen. Sein nächster Verwandter, der ebenfalls giftige Spitzgebuckelte Rauhkopf (Cortinarius rubellus), ist dagegen vor allem in feuchten Moorwäldern mit Kiefern, Fichten und Heidelbeeren zu finden und kann dort in manchen Jahren sehr häufig sein. In der Farbe ähnlich, unterscheidet er sich vor allem durch seine auffällig gebuckelte Hutmitte und den mit gelben Zonen genatterten Stiel.

Beide Rauhköpfe sind von unvorsichtigen Pilzsammlern mit dem Hallimasch (Armillaria mellea agg.) oder sogar mit Pfifferlingen (Cantharellus cibarius) verwechselt worden und verursachen in Europa fast jedes Jahr schwere Vergiftungen. Sie enthalten das Gift Orellanin, das vor allem die Nieren schädigt. Erst in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts erkannten polnische Wissenschaftler in Cortinarius orellanus die Ursache für zahlreiche Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang. Die Beweisführung wurde dadurch erschwert, dass die Vergiftungssymptome (ähnlich wie bei Knollenblätterpilzen) erst nach einer Latenzzeit von drei bis vierzehn Tagen auftraten oft also zu einem Zeitpunkt, da kaum einer der Betroffenen noch an die fatale Mahlzeit dachte und das Gift den Körper bereits schwer geschädigt hatte.

Giftige Pilze sollte man kennen, aber nicht zerstören. Die beiden hier geschilderten Arten sind Mykorrhizapilze, das heißt sie leben in Symbiose mit Bäumen und sind dementsprechend wertvolle Bestandteile des Ökosystems Wald. Unabhängig von ihrer kulinarischen Verwertbarkeit werden seltene und bedrohte Arten auf „Roten Listen“ zusammengefasst. Zu ihnen gehört auch der Orangefuchsige Raukopf, dem wie vielen anderen Mykorrhizapilzen Luftschadstoffe und die zunehmende Überdüngung mit Stickstoff zusetzen.

Bilder

Das im Orangefuchsigen Raukopf enthaltene Orellanin zerstört die Nieren.

Das im Orangefuchsigen Raukopf enthaltene Orellanin zerstört die Nieren. | Bild: Peter Karasch

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