Der Oscar-Brefeld-Preis unserer Gesellschaft wurde am 1. Oktober 2014 in Mettlach/Orscholz an Dr. Konstanze Bensch für ihre Arbeiten an der Monographie der Gattung Cladosporium verliehen.

 

Laudatio von Prof. Dr. Uwe Braun

Frau Konstanze Bensch ist zurzeit an der Botanischen Staatssammlung München in der Arbeitsgruppe von Frau Dr. D. Triebel (Herbarium) tätig. Sie ist dort in verschiedene Projekte zur Erfassung, Aufarbeitung und datenbankmäßigen Bereitstellung mykologischer Daten involviert. Das betrifft zum Beispiel die Mitarbeit im Projekt „DiversityMobile“ zur Schaffung eines Informationsnetzwerkes zu biologischen Feld-Forschungsdaten und deren Übertragung in eine primäre Datenbank, aber auch die wissenschaftliche Leitung verschiedener Digitalisierungsstationen innerhalb des GBIF-Deutschland-Knotens für Pilze und Flechten. Darüber hinaus koordiniert sie das Münchener Flechten- und Pilz-Projekt im Rahmen von „Global Plant Initiative“, betreut die Erysiphales-Daten in LIAS und DiversityCollection und arbeitet am „help desk“ für „DiversityTaxonNames“ mit.

Frau Bensch hat sich während ihres Biologiestudiums an der Martin-Luther-Universität Halle auf die Taxonomie der Pilze spezialisiert und im Rahmen der Diplom-Arbeit in meiner Arbeitsgruppe eine taxonomische Monografie der Hyphomyzetengattung Fusicladium erstellt (Schubert K (2001): Taxonomische Revision der Gattung Fusicladium (Hyphomycetes, Venturia-Anamorphen; später publiziert als: Schubert K, Ritschel A, Braun U (2003): A monograph of Fusicladium s. lat. (Hyphomycetes). Schlechtendalia 9: 1-132).

Danach erhielt sie an der Universität Halle (Saale) ein Promotionsstipendium. Ziel ihrer Arbeiten war es, einen wichtigen Beitrag zur Revision der praxisrelevanten Gattung Cladosporium zu leisten, die große Bedeutung für Phytopathologie, humanmedizinische Mykologie und Gebäudemykologie (indoor fungi) hat. Die Gattung Cladosporium umfasste zu Beginn der Arbeit 772 Namen, die in einem ersten Schritt in einer kommentierten Liste zusammengefasst und veröffentlich worden sind (Dugan FM, Schubert K, Braun U (2004): Check-list of Cladosporium names. Schlechtendalia 11: 1-103). Cladosporium war in seiner breiten historischen Umgrenzung völlig heterogen und galt lange als sehr schwierige, nicht oder kaum handhabbare Gattung. Hawksworth (Fungal genera in urgent need of taxonomic work. Microbiological Sciences 3: 58, 1986) bezeichnete sie als eine der Gattungen, die besonders dringend revidiert werden müssen. Im Rahmen ihrer Promotion hat Frau Bensch (damals Schubert) eine umfassende taxonomische Bearbeitung blattbewohnender, pflanzenpathogener Cladosporium-Arten erstellt (Schubert K (2005): Morphotaxonomic revision of foliicolous Cladosporium species (hyphomycetes). Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle) die mit „sehr gut“ bewertet und verteidigt wurde. Fernziel blieb aber eine umfassende Monografie der gesamten Gattung Cladosporium.
Ein weiterer Baustein war eine monografische Bearbeitung pilzbewohnender Cladosporium-Arten (Heuchert B, Braun U, Schubert K (2005): Morphotaxonomic revision of fungicolous Cladosporium species (hyphomycetes). Schlechtendalia 13: 1-78).
Der letzte und schwierigste Schritt zu einer Gesamtbearbeitung war aber die Revision saprobischer Cladosporien, die nur unter Einbeziehung molekularer Methoden möglich war. Das überstieg jedoch die Möglichkeiten und Ressourcen in Halle und wurde dann in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Pedro Crous in Utrecht, Niederlande, in Angriff genommen. Kritische Revisionen Cladosporium-artiger, aber nicht direkt verwandter Gattungen und eine monografische Bearbeitung des Cladosporium herbarum-Komplexes wurden als erste Ergebnisse in einem Sammelband publiziert (Crous PW, Braun U, Schubert K, Groenewald JZ (2007): The genus Cladosporium and similar dematiaceous hyphomycetes. Studies in Mycology 58: 1-253). Frau Bensch war hier an mehreren Beiträgen beteiligt, federführend aber an der Cladosporium herbarum-Revision. Ein weiterer Schritt war eine umfassende Bearbeitung des Cladosporium cladosporioides-Komplexes (Bensch K, Groenewald JZ, Dijksterhuis J, Starink-Willemse M, Andersen B, Summerell BA, Shin HD, Dugan FH, Schroers H-J, Braun U, Crous PW (2010): Species and ecological diversity within the Cladosporium cladosporioides complex (Davidiellaceae, Capnodiales). Studies in Mycology 67: 1-96).

Die Arbeiten und Aktivitäten kulminierten dann 2012 in einer veröffentlichten Gesamtmonografie der Gattung Cladosporium (Bensch K, Braun U, Groenewald JZ, Crous PW (2012): The genus Cladosporium. Studies in Mycology 72: 1-401), die ein echtes Highlight taxonomisch-mykologischer Forschung darstellt. Derartige monografische Veröffentlichungen so umfangreicher und komplexer Pilzgruppen gibt es eher selten. Die Wertschätzung der Fachwelt für dieses Werk wurde in aller Deutlichkeit in einer Rezension von Amy Rossman (USA) ausgedrückt, die mit der Feststellung begann „The CBS series, Studies in Mycology, has rolled out another incredible volume, this time on the seemingly intractable genus Cladosporium“ und endet mit „Wow, what an accomplishment! The authors are to be complimented on this superb publication.“ (Rossman, Inoculum (Supplement to Mycologia) 64(4): 7, 2013).

Allein die Erarbeitung und Veröffentlichung dieses fundamentalen, bedeutsamen Standardwerkes, mit ihrer Promotion als wichtigen Teil und Beitrag, rechtfertigt die Nominierung von Konstanze Bensch für den Oscar-Brefeld-Preis. Darüber hinaus umfasst ihre Publikationsliste insgesamt 30 Arbeiten.

Frau Konstanze Bensch ist eine würdige und verdiente Preisträgerin, der ich hiermit herzlich zur Verleihung des Oscar-Brefeld-Preises der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gratuliere.

Veröffentlicht in den DGfM-Mitteilungen 2015/1

Foto: Peter Welt

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